Led-Strategien im SaaS: Product-Led & Sales-Led im Vergleich
Einleitung: Der große Irrtum der GTM-Strategie
Warum sich viele SaaS-Firmen beim Go-to-Market verzetteln
"Strategy is choosing what not to do." – Michael Porter
Und trotzdem – oder gerade deshalb – wählen viele SaaS-Unternehmen heutzutage die falsche Go-to-Market-Strategie. Warum? Weil sie sich vom Hype treiben lassen. Vom LinkedIn-Feed. Von VCs, die Product-Led Growth auf ihre Investment-Memos schreiben, weil’s cooler klingt als „Wir haben ein Sales-Team, das kalte Calls macht“.
Dabei ist genau dieser Punkt – die Wahl zwischen Product-Led Sales und Sales-Led Growth – nicht irgendeine taktische Entscheidung. Es ist die vielleicht wichtigste strategische Weichenstellung, die du als SaaS-CEO, Founder oder Head of Sales treffen kannst.
Und sie entscheidet darüber, ob du in zwei Jahren mit 10 Mio. ARR bei einer Series B sitzt – oder ob du mit 400 aktivierten Usern, die nie zahlen, gegen die Wand fährst.
Die Illusion des „modernen“ Go-to-Market
Die SaaS-Welt liebt Storytelling. Und das hier ist ihre Lieblingsstory:
- Du baust ein Produkt.
- Menschen lieben es.
- Sie melden sich freiwillig an.
- Sie teilen es mit Kollegen.
- Es verbreitet sich viral.
- Du wachst auf und bist Atlassian.
Diese Story hat nur einen kleinen Haken: Für 99 % der SaaS-Firmen funktioniert sie nicht. Sie funktioniert nicht in Regulated Markets. Sie funktioniert nicht bei Enterprise-Buyern. Sie funktioniert nicht, wenn deine Lösung erklärungsbedürftig ist, Onboarding braucht oder Vertrauen. Und sie funktioniert vor allem nicht, wenn du versuchst, dein Wachstum mit echten Euros zu messen – nicht mit Registrierungen.
Product-Led klingt sexy – ist aber oft gefährlich
Product-Led Sales verspricht: Lass dein Produkt den Vertrieb übernehmen. Klingt nach einer smarten Idee – und ist es auch. In genau den Fällen, in denen:
- dein User ≈ Buyer ist
- deine Lösung sofort verständlich ist
- du ein extrem schlankes Onboarding hast
- der ACV im Bereich <5000 € liegt
- du Network Effects oder Viralität einbauen kannst
Doch was passiert, wenn diese Punkte nicht zutreffen?
Dann endet dein Funnel mit 8.000 Signups – und 2 zahlenden Kunden.
Denn so sehr wir alle daran glauben wollen, dass Menschen einfach klicken, testen und kaufen… im B2B ist das eben meistens nicht der Fall. Besonders nicht, wenn es um:
- Entscheidungen mit Budgetverantwortung
- Mehrstufige Buying Center
- Sicherheitsbedenken
- Prozessveränderungen geht
Product-Led ohne eine fundierte Sales-Strategie ist wie ein Sportwagen ohne Lenkrad: Du kommst schnell vom Fleck – aber garantiert nicht ans Ziel.
Sales-Led-Growth – altmodisch oder unterschätzt?
Jetzt atmet die Growth-Community einmal tief durch. Ja, wir reden über das „altmodische“ Modell. Über echten Vertrieb. Über Menschen, die andere Menschen davon überzeugen, ein Produkt zu kaufen.
Sales Led Growth hat keinen viralen Effekt. Es hat kein eingebautes Self-Service-Momentum. Dafür hat es:
- eine klare Pipeline
- vorhersehbare Conversion Rates
- planbares Forecasting
- und – Überraschung – echte Deals
Die Argumente gegen das Sales-Led Modell klingen immer gleich:
- „Skaliert schlechter.“
- „Hohe CAC.“
- „Kunden wollen sich nicht verkaufen lassen.“
Aber die Realität ist oft eine andere:
- Sales Led Growth skaliert hervorragend, wenn dein Team gut ausgebildet ist.
- Der CAC ist nicht das Problem, solange dein LTV stimmt.
- Kunden lassen sich gerne beraten, wenn sie merken, dass du ihr Problem verstehst.
Wir arbeiten mit dutzenden SaaS-Teams – vom Pre-Seed bis Series C – und immer wieder zeigt sich: Die Firmen, die wirklich schnell wachsen, haben Sales-Exzellenz als Wachstumstreiber. Sie haben kein Problem damit, PLG-Mechaniken zu nutzen – aber sie verlassen sich nicht darauf.
Warum sich so viele Firmen trotzdem verzetteln
Der größte Fehler, den SaaS-Teams machen, ist folgender: Sie treffen ihre Go-to-Market-Wahl basierend auf Trends – nicht auf ihren Unit Economics.
Wir sehen das in Gesprächen ständig:
“Wir haben 50.000€ ACV und überlegen, ob wir auf Freemium umstellen.“
Warum?!
“Unsere Investoren sagen, PLG bringt niedrigere CACs.“
Ja. Und ein Einrad verbraucht auch weniger Sprit als ein LKW. Aber willst du damit deine Möbel transportieren?
Sales Led Growth funktioniert nicht für jede Firma – aber Product-Led Sales auch nicht. Das Problem: PLG ist das coolere Narrativ. Es ist leicht zu pitchen. Es klingt nach „von allein wachsendem Business“. Doch wenn dein Produkt nicht dafür gemacht ist, dann ist PLG ein Wachstums-Mythos.
Was du stattdessen brauchst: Eine Entscheidung basierend auf deiner Deal-Struktur, deinem Markt und deiner Zielgruppe.
Zahlen, auf die es wirklich ankommt
Wenn du überlegst, ob für dein Unternehmen ein Product-Led Growth (PLG) oder ein Sales-Led Growth (SLG) Ansatz besser geeignet ist, helfen dir einige zentrale Kriterien bei der Entscheidung:
PLG ist meist die bessere Wahl, wenn der Käufer gleichzeitig der Nutzer ist, der durchschnittliche Auftragswert (ACV) unter 5.000 € liegt, das Onboarding in weniger als fünf Minuten abgeschlossen ist und du dich in einem stark umkämpften Markt befindest, in dem ein schneller Einstieg entscheidend ist. Auch wenn die Kaufentscheidung von nur einer Person getroffen wird und der Sales Cycle kurz ist, spricht vieles für PLG.
SLG hingegen eignet sich eher, wenn Käufer und Nutzer nicht identisch sind, der ACV höher als 5.000 € ist, das Onboarding komplexer und zeitintensiver ist oder du dich in einem regulierten Markt mit erklärungsbedürftigen Produkten bewegst. Auch wenn mehrere Entscheidungsträger involviert sind und der Sales Cycle lang ist, deutet das auf einen SLG-Ansatz hin.
Diese Faktoren helfen dir, die richtige Strategie für dein Produkt und deinen Markt zu wählen. Und genau da kommt Sales Led Growth ins Spiel. Es ist nicht fancy. Es ist nicht viral. Aber es ist verlässlich, steuerbar und performant, wenn du’s richtig machst.
Das Ziel dieses Blogs
Viele GTM-Entscheidungen werden heute auf Bauchgefühl getroffen. Oder schlimmer: Auf Basis von Trend-Artikeln und Hype-Videos.
Dieser Artikel will das ändern.
Wir zeigen dir:
- Was Sales Led Growth wirklich bedeutet – und wann es dir einen unfairen Vorteil verschafft.
- Wann Product-Led Sales sinnvoll ist – und wann es dein Wachstum killt.
- Warum du als CEO oder Sales Leader deine Strategie nicht an Vorbildern, sondern an Zahlen und Modellen ausrichten musst.
- Welche Frameworks, KPI-Sets und Entscheidungsfaktoren du wirklich brauchst.
Und wir tun das nicht aus dem Elfenbeinturm, sondern basierend auf echten Gesprächen mit echten SaaS-Firmen, die entweder auf dem Weg zur 10-Millionen-Marke sind – oder sie längst durchbrochen haben.
Fazit der Einleitung:
"Product-Led" klingt sexy. Aber Sales Led Growth ist oft das Fundament, auf dem echtes Wachstum steht.
Wenn du dir diese Entscheidung leicht machst, wirst du sie später teuer bezahlen.
Wenn du sie dir strategisch durchdenkst – kannst du dein Wachstum verdoppeln, deinen CAC senken, und eine Pipeline bauen, die nicht auf Glück basiert, sondern auf System.

Kapitel 1: Was genau ist Product-Led Sales – und warum reden plötzlich alle davon?
Was ist eigentlich Product-Led Sales – und wie unterscheidet es sich von PLG?
Willst du verwirrte Gesichter in einem SaaS-Boardroom sehen? Frag einfach mal:
„Fahren wir eigentlich ein Product-Led Sales-Modell – oder machen wir echtes PLG?“
Du bekommst garantiert zehn verschiedene Antworten – und alle klingen gleich überzeugt. Kein Wunder: Der Begriff Product-Led Sales ist noch relativ jung, aber längst in aller Munde. Viele nutzen ihn synonym mit „PLG“, obwohl es sich dabei nicht um dasselbe handelt.
Zeit, das klar auseinanderzuziehen.
Was ist Product-Led Growth (PLG)?
Product-Led Growth ist ein Go-to-Market-Modell, bei dem das Produkt die zentrale Rolle in der Kundengewinnung, -aktivierung und -bindung spielt. Der Nutzer kommt von selbst, probiert das Produkt aus und wird durch nutzungsbasierte Aha-Momente zum zahlenden Kunden.
Kurz gesagt:
Das Produkt ist der Vertrieb.
Typische Merkmale von PLG:
- Freemium-Modelle (z. B. Notion, Slack)
- Free Trials (klassisches Try-before-you-buy)
- Self-Service Onboarding (kein Kontakt mit Vertrieb notwendig)
- Fokus auf virales oder organisches Wachstum
- Product Usage Data als zentraler KPI
Was ist dann Product-Led Sales?
Product-Led Sales ist eine Erweiterung des PLG-Ansatzes. Hier bleibt das Produkt zwar im Mittelpunkt, aber es wird gezielt durch Vertrieb ergänzt, um qualifizierte Nutzer in zahlende Kunden zu konvertieren – vor allem im Mid-Market oder Enterprise-Bereich.
Kernidee:
Das Produkt generiert Leads – der Vertrieb schließt sie ab.
Typische Elemente von Product-Led Sales:
- Identifikation von „Product Qualified Leads“ (PQLs)
- Enge Zusammenarbeit zwischen Sales, Product & Data
- Outbound-Kampagnen auf Basis von Nutzerdaten
- Sales als „Berater“ statt „Closer“
- Fokus auf Upsell, Expansion und Key Account Management
Warum ist das wichtig?
Viele Teams machen den Fehler, PLG zu fahren und sich zu wundern, warum nichts konvertiert. Der missing piece?
Ein Sales Led Growth-Prozess, der den „Pull“ aus dem Produkt richtig abschließt.
Product-Led Sales ist der Sweet Spot: Du nutzt das Produkt, um Interesse zu wecken – und Vertrieb, um daraus echtes Wachstum zu machen.
Typische PLG-Modelle im Überblick
Damit wir wissen, wovon wir reden, hier eine kurze Übersicht über die gängigen PLG-Modelle, die häufig auch als Basis für Product-Led Sales dienen:
1. Freemium
Ein klassischer Einstieg, bei dem Nutzer dauerhaft eine kostenlose Version nutzen können – oft mit eingeschränktem Funktionsumfang.
Beispiel:
- Notion: Kostenlos für Einzelpersonen – Upgrades bei Teamnutzung
- Dropbox: Limitierter Speicher – Upsell bei höherem Bedarf
Vorteile:
- Geringe Eintrittsbarriere
- Organisches Wachstum durch Teilen
Risiken:
- Viele „Karteileichen“
- Mangelnde Zahlungsbereitschaft
2. Free Trial
Begrenzt kostenlose Nutzung der vollen Funktionalität für einen festgelegten Zeitraum – z. B. 14 Tage.
Beispiel:
- HubSpot: Voller Zugang, danach bezahlter Plan
Vorteile:
- Nutzer erleben sofort den „Wow-Moment“
- Klarer Call-to-Action am Ende
Risiken:
- Frust bei zu komplexem Onboarding
- Schnelle Drop-Offs ohne direkten Sales-Support
3. Self-Service Onboarding
Nutzer erstellen selbst einen Account, aktivieren sich ohne persönlichen Kontakt, zahlen idealerweise mit Kreditkarte – und skalieren dann von allein.
Beispiel:
- Canva, Calendly, Loom
Vorteile:
- Niedriger CAC
- Schnelle Time-to-Value
Risiken:
- Keine Kontrolle über Buyer Journey
- Eingeschränkte Monetarisierungsmöglichkeiten
Vorteile von Product-Led Sales
Wenn’s funktioniert, ist Product-Led Sales ein echter Wachstumstreiber. Nicht nur, weil es fresh klingt, sondern weil es echte wirtschaftliche Vorteile bringt – wenn die Voraussetzungen stimmen.
1. Skalierbarkeit
Der große Vorteil: Du brauchst kein SDR-Team, das jeden einzelnen Lead mühsam aufbaut. Stattdessen arbeiten Nutzer sich selbst durch dein Produkt – und erzeugen damit skalierbare Touchpoints.
Jeder neue Nutzer ist potenziell ein Lead.
Das schafft exponentielles Wachstum – vor allem in Bottom-Up-Modellen.
2. Niedrigere Customer Acquisition Costs (CAC)
Da die Nutzer das Produkt selbst entdecken, ausprobieren und oft sogar eigenständig kaufen, sinken die Vertriebs- und Marketingkosten pro Kunde drastisch. In frühen Phasen ein enormer Vorteil.
Doch Achtung: Niedriger CAC ist nicht gleich hoher ROI. Dazu später mehr.
3. Schnelleres Feedback
PLG-Modelle erzeugen eine Datenflut: Onboarding-Abbrüche, Feature-Nutzung, User-Verhalten. All das ist Gold wert – und lässt sich in Echtzeit nutzen, um Produkt und Messaging zu verbessern.
In Product-Led Sales wird dieser Datensatz zusätzlich für Vertriebsaktionen genutzt. Beispiel:
- Nutzer aktiviert Feature A → Trigger für SDR-Call oder E-Mail
- Team sieht Nutzungsverhalten → personalisierter Outreach mit Mehrwert
So wird Sales nicht zum Störfaktor, sondern zum Enabler.
Die dunklen Seiten von PLG – die kaum jemand anspricht
Kommen wir zum Teil, über den auf LinkedIn niemand spricht – aber auf deinem Forecast gnadenlos durchschlägt:
1. Die Freemium-Falle
Viele SaaS-Produkte locken mit Freemium-Modellen – und bleiben dann für Monate in einer Art Zombie-Zustand stecken:
Viel Traffic, viele Registrierungen, kaum Umsatz.
Warum? Weil ein kostenloses Produkt nicht automatisch den Wunsch erzeugt, dafür zu zahlen. Im Gegenteil: Je besser dein kostenloser Plan, desto schwerer der Upsell.
Freemium funktioniert nur, wenn du klare Paywalls und Value-Gaps hast. Und wenn du genau weißt, wo und wann du Vertrieb einschaltest.
2. Unqualifizierter Traffic
PLG zieht massenweise Nutzer an. Klingt super – aber wie viele davon sind wirklich deine Zielgruppe?
- Wie viele kommen nur, weil es gratis ist?
- Wie viele sind Entscheider?
- Wie viele haben Budget?
Wenn du diese Fragen nicht beantworten kannst, generierst du keine Leads – sondern nur Noise.
3. Komplexität wird unterschätzt
Viele Gründer unterschätzen, wie komplex es ist, ein funktionierendes PLG-Modell zu bauen.
Du brauchst:
- eine perfekte UX
- real-time Analytics
- Usage Trigger
- produktbasiertes Scoring
- automatische In-App-Messaging-Strecken
- und zusätzlich ein Vertriebsteam, das diese Daten sinnvoll nutzt
Das ist kein „leichterer“ GTM – sondern ein anderer, oft technisch aufwändigerer.
4. Der stille Tod der High-Value-Accounts
Ein weiteres Problem: Viele große Accounts verschwinden in der Masse.
Stell dir vor, ein C-Level eines DAX-Konzerns testet dein Tool. Kein Kontakt mit Sales. Kein Hinweis, dass hier ein Millionenkunde im Produkt steckt. Kein Deal.
Sales Led Growth hingegen erkennt:
"Hier ist ein strategischer Account – wir gehen proaktiv rein."
Und genau da ist der Unterschied: PLG ist gut – Sales-Led-Growth macht den Unterschied.
Zwischenfazit
Product-Led Sales ist kein Allheilmittel. Es ist ein mächtiger Hebel – wenn du es als Ergänzung zu einer durchdachten Vertriebskultur nutzt.
Und es funktioniert nicht für jeden:
- Wenn deine Zielkunden keine Zeit oder Lust auf Self-Service haben
- Wenn deine Lösung erklärungsbedürftig ist
- Wenn du ein komplexes Preis- oder Integrationsmodell hast
- Wenn dein Buying Center aus mehr als einer Person besteht
Dann brauchst du Sales-Led-Growth – vielleicht in Kombination mit PLG, aber niemals stattdessen.

Kapitel 2: Sales-Led Growth – Oldschool oder unterschätzter Performance-Booster?
Was bedeutet eigentlich Sales-Led Growth?
Zunächst mal Klartext:
Sales-Led Growth bedeutet nicht, dass du die Cold Call-Keule schwingst und auf jedes Signal mit einer Demo-Einladung antwortest. Es bedeutet auch nicht, dass dein Unternehmen im Jahr 2005 stecken geblieben ist, als MQLs noch heilig waren und der Vertrieb im Elfenbeinturm saß.
Nein – Sales-Led-Growth ist ein präzise orchestrierter Go-to-Market-Ansatz, bei dem:
- Sales der Hauptmotor des Wachstums ist
- Deals aktiv durch Menschen initiiert, geführt und abgeschlossen werden
- der Vertrieb eng mit Marketing, Produkt und CS verzahnt ist
- prozessgesteuerte Skalierbarkeit im Fokus steht
Klingt simpel. Ist aber eine Kunstform – und in der Praxis deutlich vielseitiger (und moderner), als viele denken.
Die 3 Grundpfeiler von Sales-Led Growth
1. Top-Down-Ansatz
Im Gegensatz zu PLG-Strategien, die Bottom-Up starten (User lädt sich die App, überzeugt dann sein Team), beginnt Sales-Led Growth bei den Entscheidern.
Die Logik:
Warum warten, bis sich ein Praktikant registriert, wenn du mit dem CTO direkt über Budget, Integration und Use Case sprechen kannst?
Das heißt:
- Outbound-Sales ist kein Relikt – sondern strategisch wertvoll.
- Gute SDRs und AEs öffnen Türen, die dein Produkt alleine niemals erreichen würde.
- Beziehungen entscheiden. Nicht nur Click-Rates.
2. Beziehungsgetriebener Vertrieb
Sales-Led Growth lebt von Vertrauen – besonders in Märkten mit:
- Komplexen Produkten
- Mehrstufigen Entscheidungsprozessen
- Großem Integrationsbedarf
- Langen Vertragslaufzeiten
Hier gewinnt nicht der, der am lautesten schreit – sondern der, der besser zuhört, präzise den Pain versteht und strategisch verkauft. Der gute alte Consultative Sale ist nicht tot – er ist heute wertvoller denn je.
3. Messbare, wiederholbare Prozesse
Sales ist in einem modernen Go-to-Market kein Chaos mehr. Erfolgreiche Sales-Led-Teams arbeiten mit klaren:
- Playbooks
- Sales-Stufen
- Forecasting-Methoden
- Revenue-Attribution-Prozessen
Diese Struktur schafft Skalierbarkeit. Sie macht Sales planbar – und nicht mehr abhängig von ein paar Top-Performern, die „halt einfach gut im Closing sind“.
Warum funktioniert Sales-Led Growth im B2B-SaaS so gut?
Weil Buying im B2B ein verdammt komplexes Spiel ist.
- In einem typischen Mid-Market- oder Enterprise-Deal sind 6–10 Personen involviert.
- Die Buyer Journey ist nicht linear. Sie springt zwischen Phasen.
- Die größten Ängste sind nicht Feature-Gaps, sondern Risiken: Zeit, Sicherheit, Implementierung, Change Management.
Und das kannst du mit einem reinen PLG-Ansatz nicht auffangen.
Direkt aus dem Leben
Wir haben mit dutzenden SaaS-Firmen gearbeitet, die genau hier scheiterten:
„Wir hatten 10.000 Signups – aber keine Ahnung, wer Buying Power hat.“
„Uns fehlte ein klarer Prozess, wie wir PQLs überhaupt konvertieren.“
„Die großen Deals blieben aus – weil niemand mit dem CIO sprach.“
Und genau deshalb gewinnt Sales Led Growth: Es bringt Struktur in die Conversion, macht aus Interesse Umsatz – und aus Usern Kunden.
Die wahren Vorteile von Sales-Led Growth
1. Zugriff auf größere Deals
Sales-Led Growth ist oft die einzige Methode, um im Mid-Market und Enterprise-Bereich erfolgreich zu verkaufen. Die Kaufentscheidung liegt hier nicht beim Nutzer – sondern beim Management.
Wenn du ACVs über 10k, 50k oder 100k anstrebst, brauchst du Sales:
- Für politische Buy-Ins
- Für Budgetverhandlungen
- Für Stakeholder-Management
- Für RFPs und Security Reviews
Dein Produkt kann 1.000 Mal „intuitiv“ sein – du wirst ohne Sales dort nicht abschließen.
2. Kontrolle über den Sales Cycle
Im PLG-Ansatz bestimmst du kaum, wann ein Kunde kauft oder wie lange er zögert. In einem Sales-Led Modell steuerst du:
- den Pace
- den Content
- die Entscheidungsschritte
Du nutzt Prozesse wie:
- MEDDIC
- BANT
- Challenger Sale
…und hast damit echte Kontrolle – statt zu hoffen, dass der Nutzer irgendwann klickt.
3. Gezielter Customer Expansion
Ein Sales-Team erkennt nicht nur Opportunitäten – es erschafft sie:
- Upsell auf größere Pläne
- Cross-Sell in andere Units
- Multiyear-Verträge
Gerade im SaaS-Lifecycle (wo Expansion häufig den größeren Teil des Umsatzes bringt) ist ein Vertriebsteam der Schlüssel.
Wo Sales-Led Growth unschlagbar ist
Hier einige Beispiele, wo Sales-Led-Growth als Modell objektiv besser funktioniert als PLG:
Szenario | Warum SLG überlegen ist |
ACV > 10.000 € | Vertriebsaufwand wird wirtschaftlich sinnvoll |
Mehrere Stakeholder im Deal | Persönliche Betreuung entscheidend |
Regulierter Markt | Compliance-Fragen erfordern menschliche Beratung |
Komplexe Implementierung | Kunden brauchen Erklärung & Betreuung |
Custom Pricing / Angebote | Self-Service stößt hier an Grenzen |
Enterprise Security & Legal | Vertrauensaufbau + Abstimmung nötig |
Strategische Partnerschaften | Vertriebsführung auf C-Level |
Missverständnisse über Sales-Led Growth
„Vertrieb ist teuer und ineffizient“
Ja – wenn du’s schlecht machst. Gute Sales-Teams generieren exzellente CAC-LTV-Ratios, weil sie:
- schneller closen
- wertvollere Kunden gewinnen
- langfristigere Verträge aushandeln
„Der Markt will keinen Vertrieb mehr“
Wirklich? Sprich mal mit einem CIO eines DAX-Konzerns. Oder mit einem Head of Ops in einem internationalen Scaleup. Die erwarten eine seriöse, kompetente Betreuung, keine Mail mit „hier ist der Link zum Pricing“.
„Vertrieb ist nicht skalierbar“
Der Witz ist: Es gibt nichts Skalierbareres als einen strukturierten Sales-Prozess mit KPIs, Taktungen und Coaching. Die SaaS-Firmen, die heute Series C gehen, haben perfekt skalierte Vertriebssysteme – und wachsen deshalb konstant.
Wie moderne SaaS-Firmen Sales-Led + Product-Led kombinieren
Wir leben nicht mehr in einer Welt, in der du dich zwischen Schwarz und Weiß entscheiden musst. Die Realität sieht so aus:
- Du nutzt Product-Led Elemente für Entry, Activation, Self-Education.
- Und du schaltest Vertrieb gezielt dort ein, wo’s teuer, komplex oder strategisch wird.
Das nennt sich: Hybrid GTM – und wird in Kapitel 4 vertieft.
Beispiele aus dem echten SaaS-Leben
Beispiel 1: B2B-Tool für Compliance-Management
- ACV: 40.000 €
- PLG: Funktionierte nicht – zu erklärungsbedürftig
- Einführung von SDR → AE → CSM-Prozess
- Resultat: CAC +20 %, aber CLTV +500 %
Beispiel 2: API-Plattform für Developer
- Start: Pure PLG, großartige Signup-Rate
- Problem: 90 % churned innerhalb 30 Tage
- Einführung von Sales-Support & Aktivierungs-Calls
- Resultat: Retention +60 %, Expansion +110 %
Fazit Kapitel 2
Sales Led Growth ist weder oldschool noch tot – es ist der Wachstumsmotor für jedes SaaS-Unternehmen mit komplexem Verkaufsprozess, strategischen Zielkunden oder hohem ACV.
Wenn du es richtig aufsetzt, liefert es dir:
- Klarheit im Funnel
- Planbarkeit im Forecast
- Wachstum auf Knopfdruck
Und vor allem: Kunden, die wirklich bleiben – nicht nur klicken.

Kapitel 3: Die brutale Wahrheit – Was entscheidet wirklich über Erfolg im GTM?
Harte Wahrheit: Dein Go-to-Market steht oder fällt mit drei Faktoren
Wenn du heute eine B2B-SaaS gründest, kannst du über viele Dinge diskutieren:
- Pricing-Modelle
- Feature-Priorisierung
- Funding-Runden
- Team-Strukturen
Aber es gibt eine Entscheidung, die nicht verhandelbar ist – weil sie dich entweder zum 10-Millionen-ARR bringt oder in die Pleite:
Wie bringst du dein Produkt an den Markt?
Und genau hier machen sich die meisten SaaS-Firmen etwas vor. Statt strategisch zu analysieren, ob Product-Led Sales oder Sales-Led- Growth zu ihrem Modell passt, stürzen sie sich kopfüber in den nächstbesten Trend. LinkedIn ist voll davon: „Freemium ist King“, „Vertrieb ist tot“, „User-Centric First“, „Build virality into the core“ – alles schön und gut.
Aber hier kommt die Wahrheit, auf die kein Influencer gerne eingeht:
Nicht du wählst den Go-to-Market. Dein Markt tut es.
Die 3 Faktoren, die deine GTM-Wahl diktieren
Es gibt genau drei Parameter, die objektiv messbar bestimmen, welches GTM-Modell für dich funktioniert – ganz egal, wie sehr du Product-Led-Growth auf deinen Pitchdeck schreiben willst.
1. Zielgruppe: Wer ist dein Buyer – und wie entscheidet er?
Die zentrale Frage hier ist:
Ist der Nutzer auch der Entscheider?
Wenn ja:
Du kannst mit PLG oder Product-Led-Sales arbeiten.
Dein Produkt spricht für sich.
Beispiel: Entwickler, Designer, Content Creators.
Wenn nein:
Willkommen in der Welt des Sales-Led-Growth.
Denn sobald du mit Budget-Inhabern, Abteilungsleitern oder IT-Security zu tun hast, brauchst du:
- Relationship Building
- Vertrauen
- Framing
- Buy-In auf mehreren Ebenen
Kein PDF auf deiner Pricing-Seite ersetzt ein gutes Sales-Gespräch.
2. ACV & Deal-Size: Wie viel ist ein Kunde dir wert?
Ein SaaS-Produkt mit 19 €/Monat muss skaliert werden wie TikTok. Millionen Nutzer. Kein Platz für individuelle Betreuung.
Aber bei einem Produkt mit 15.000 € ACV sieht die Rechnung anders aus.
Beispiel:
Modell | ACV | CAC Limit (bei 3:1 LTV/CAC) |
B2C-Tool | 300 €/Jahr | max. 100 € |
SMB-SaaS | 2.000 €/Jahr | max. 650 € |
B2B SaaS, Mid-Market | 25.000 € | max. 8.000 € |
Enterprise SaaS | 100.000 € | max. 33.000 € |
Nur bei höheren ACVs hast du genug Marge für Vertrieb. Und genau deshalb ist Sales-Led-Growth im Mid-Market sinnvoll – und oft unverzichtbar.
3. Sales-Zyklen & Komplexität: Wie lang und wie tief ist der Entscheidungsprozess?
SaaS-Produkte unterscheiden sich gewaltig in ihrer Komplexität:
- Ein Tool wie Loom oder Calendly braucht keine Erklärung. 2 Klicks, Account fertig.
- Ein Security-Tool, das in die bestehende IT-Infrastruktur eines Konzerns integriert werden muss? Ganz andere Liga.
Je länger und politischer der Entscheidungsprozess, desto wichtiger wird Vertrieb.
Ein Sales-Prozess bringt in komplexen GTM-Szenarien:
- Navigationshilfe für den Kunden
- Hilfe beim internen Selling
- Einbindung von Legal, Procurement & C-Level
PLG ist bei solchen Käufen schlichtweg überfordert. Ohne Menschen, die den Prozess führen, passiert – nichts.
Warum Product-Led Sales oft falsch eingesetzt wird
Ein häufiger Fehler im SaaS:
Startups versuchen, Product-Led-Sales einzuführen, weil sie glauben, es sei effizienter.
Was sie nicht beachten:
- Sie haben keine gute Datenbasis zur Identifikation von PQLs.
- Sie verkaufen an Rollen, die nie selbst klicken (CFOs, CISOs, Ops-Leads).
- Sie verstehen ihre eigene Sales Journey nicht.
Das Resultat?
- Viele Signups – aber niemand zahlt.
- Viele Nutzer – aber keine echten Kunden.
- Ein Product-Led Setup – das in Wahrheit kein Wachstum bringt.
Realität aus dem Singularity-Alltag
Wir hatten einen Kunden – B2B SaaS für Analytics. ACV bei 18.000 €, Zielgruppe: Marketing-Leiter in DAX-Unternehmen.
Sie kamen zu uns mit folgendem Setup:
- Freemium-Account
- Self-Service Onboarding
- Kein Vertrieb
Klingt modern. Funktionierte aber gar nicht. Warum?
- Kein Buyer hatte Zeit, sich selbst durchzuklicken.
- Compliance blockierte jeden Signup.
- Niemand verstand den echten Mehrwert ohne Demo.
Unsere Lösung?
Switch auf Sales-Led-Growth:
- Targeted Outbound auf Buyer-Rollen
- Custom Demos
- Vertriebsprozess mit klaren Steps
Ergebnis:
Win-Rate +70 %, ACV +25 %, Sales-Cycle -20 %
Framework: So wählst du dein GTM-Modell
Hier ein simples, aber bewährtes Entscheidungs-Framework:
- Wenn der Buyer gleichzeitig der User ist, eignen sich sowohl Product-Led Growth (PLG) als auch Product-Led Sales (PLS). Sales-Led Growth (SLG) ist hier meist nicht notwendig.
- Bei einem Annual Contract Value (ACV) unter 2.000 € sind PLG und PLS sinnvoll, SLG hingegen nicht.
- Bei einem ACV zwischen 5.000 € und 25.000 € ist PLS gut geeignet, auch SLG kann notwendig sein. PLG ist hier meist nicht ausreichend.
- Bei einem ACV über 25.000 € kommt SLG zum Einsatz, PLS bleibt relevant, PLG ist hier eher ungeeignet.
- Ein mehrstufiger Entscheidungsprozess spricht klar gegen PLG und PLS, hier ist SLG notwendig.
- Ein komplexes Onboarding erfordert mindestens PLS, in vielen Fällen SLG.
- Wenn Security oder Compliance eine Rolle spielt, reicht PLG nicht aus – PLS oder SLG sind notwendig.
- Ist ein Proof of Concept (PoC) erforderlich, ist SLG fast immer die richtige Wahl. PLG und PLS greifen hier zu kurz.
Du siehst: Je komplexer und wertvoller dein Produkt, desto eher brauchst du Sales Led Growth – mindestens als Rückgrat deines Go-to-Market.
Warum „Hybrid“ kein Kompromiss ist – sondern die beste Lösung
Viele Firmen denken: „Entweder PLG oder Vertrieb.“
Aber die Wahrheit ist: Die besten Teams nutzen beides – strategisch und datenbasiert.
- Entry über Self-Service
- Activation durch gutes Onboarding
- Und dann: Sales greift genau dort ein, wo echtes Buying passiert
Product-Led bringt das Interesse. Sales-Led bringt das Closing.
Was passiert, wenn du deine GTM-Wahl falsch triffst?
Hier ein kurzer Blick auf die Risiken:
Zu früh auf PLG gesetzt
- Churn-Rate explodiert
- Marketing brennt Budget in unqualifizierte User
- Sales wird erst zu spät eingeschaltet – verpasst PQLs
Zu lange auf reines SLG gesetzt
- Verpasst PLG-Effizienz bei SMBs
- Hoher CAC, langsamer Time-to-Value
- Sales wird zu Flaschenhals
Fazit Kapitel 3: Die brutale Wahrheit
Du musst dein GTM-Modell nicht aus dem Bauch heraus wählen.
Nicht nach Buzzwords. Nicht, weil es bei Notion oder Slack funktioniert hat.
Du brauchst:
Daten über Buyer-Verhalten
Verständnis deiner Deal-Größen
Analyse der Komplexität
Mut, Vertrieb zu machen, wenn er gebraucht wird
Sales-Led-Growth ist kein Rückschritt – es ist der Weg, wenn du B2B-Deals mit Substanz abschließen willst. Und das PLG-Narrativ? Gut – aber nicht automatisch gut für dich.
Kapitel 4: Hybrid-Modelle – Warum die besten SaaS-Teams beides nutzen
Es ist das ewige Entweder-oder, das im SaaS-GTM wie ein Mantra behandelt wird:
- Entweder du bist Product-Led oder du bist Sales-Led.
- Entweder du setzt auf virales Wachstum oder du baust eine Outbound-Engine.
- Entweder Nutzer entdecken dein Produkt selbst – oder du schickst ein SDR-Team hinterher.
Bullshit.
Die Realität im SaaS sieht 2025 anders aus. Die erfolgreichsten Unternehmen – von Figma bis Datadog, von HubSpot bis ClickUp – fahren keine reinen Modelle. Sie fahren Hybrid. Nicht aus Bequemlichkeit, sondern aus Notwendigkeit. Und weil sie wissen:
Es gibt nicht den perfekten Go-to-Market-Ansatz. Es gibt nur den, der zu deiner Zielgruppe, deinem Produkt und deinem Pricing passt – und der sich weiterentwickelt, während du skalierst.
Und genau hier liegt der wahre Hebel: die Fähigkeit, sowohl Product-Led als auch Sales Led Growth gezielt, strategisch und phasenabhängig zu kombinieren.
Was ist ein Hybrid-Modell im GTM?
Ein hybrides Go-to-Market-Modell kombiniert die Stärken beider Welten:
- Die Effizienz und Reichweite eines Product-Led Playbooks (Self-Service, Onboarding, PQLs)
- Mit der Präzision, Steuerbarkeit und Abschlusskraft eines Sales-Led-Growth Prozesses (Discovery, Demo, Deal Structuring)
Statt sich für ein Lager zu entscheiden, nutzt du beide Mechaniken komplementär. Dabei gilt:
Das Produkt bringt die Nutzer rein. Der Vertrieb macht Umsatz draus. Marketing orchestriert beide.
Typische Merkmale eines hybriden GTM-Ansatzes:
- Freemium oder Trial-basierter Entry
- Automatisiertes User-Onboarding + In-App Education
- Echtzeit-Nutzungsanalyse zur Identifikation von PQLs
- Outreach-Trigger basierend auf Produktverhalten
- Qualifizierte Übergabe an SDR/AE bei Conversion-Signalen
- Upsell/Expansion gesteuert durch Vertrieb (manuell oder via CS)
Klingt technisch – ist es auch. Aber die Resultate rechtfertigen den Aufwand.
Warum sich die besten SaaS-Companies hybrid aufstellen
Der Markt ist fragmentiert. Selbst innerhalb einer Zielgruppe (z. B. DevOps-Leiter) findest du:
- Nutzer, die gerne alleine kaufen
- Entscheider, die eine Demo erwarten
- Procurement-Abteilungen, die Security-Audits fordern
- Endnutzer, die sofort starten wollen
Wenn du nur einen Weg anbietest – blockierst du die anderen.
Beispiel: Du bietest nur Sales-Led an.
- Nutzer, die einfach mal testen wollen, konvertieren nie.
- Du verlierst Velocity im SMB- und Mid-Market-Segment.
Beispiel: Du bist 100 % Product-Led.
- Große Accounts bleiben anonym oder churnen still.
- Kein Upsell. Keine Expansion. Keine Relationship.
Der Hybrid-Ansatz verhindert genau das.
Du sprichst Buyer so an, wie sie kaufen wollen. Nicht so, wie es dir gerade in den Funnel passt.
Die zwei Rollen im Hybrid-GTM
Ein funktionierender Hybrid-Ansatz erfordert zwei Säulen:
1. Das Produkt als Lead-Generator
- Ziel: Value so schnell wie möglich erfahrbar machen.
- Fokus auf Self-Service, Trials, Freemium
- Integriertes Onboarding (Tooltips, Guides, Tutorials)
- Events, die PQLs triggern (z. B. Feature X nutzen, 5 User einladen, Integration starten)
2. Der Vertrieb als Deal-Converger
- Ziel: Hohe-Potential-Accounts identifizieren und abschließen
- Nutzung von Usage-Daten zur Priorisierung
- Sales Playbooks für unterschiedliche Kundentypen
- Outreach auf Basis echter Produktnutzung (kein generischer „Hey, ich hab gesehen...“)
Diese Rollen sind nicht im Widerspruch. Sie bedingen sich. Je besser dein Produkt Nutzer aktiviert, desto klarer werden die Chancen für Sales. Und je besser dein Vertrieb qualifiziert, desto mehr Feedback fließt ins Produkt zurück.
Phase 1: Go-to-Market Fit (Pre-Seed bis Seed)
- Fokus: MVP validieren, User aktivieren
- Modell: 80 % Product-Led, 20 % manuell betreute Sales Calls
- Ziel: Aha-Moment & Nutzungsdaten generieren
- Vertrieb als Feedback-Kanal
Phase 2: Early Scaling (Seed bis Series A)
- Fokus: Systematischer Revenue-Aufbau
- Modell: 50/50 Product-Led + Sales-Led
- Teams: Erste SDRs/CSMs + Growth Engineering
- PQL-Scoring + Outreach-Prozesse starten
Phase 3: Skalierung & Expansion (Series A – C)
- Fokus: Pipeline Ownership & Forecasting
- Modell: Sales-Led dominiert bei High-Value-Accounts, Product-Led treibt SMBs
- AE/CS Playbooks pro Segment
- Automatisierte Alert-Mechanismen bei Expansion Signals
- Pricing optimiert für Hybrid-GTM
Phase 4: Maturity & Multimarket (Post-Series C)
- Fokus: Channel-Mix, internationale Skalierung
- Modell: Lokalisierte Go-to-Market-Strukturen
- Multi-Product-Playbooks
- Kombination aus Product-Led Sales, Inbound und Outbound Engines
Wann schaltet man Sales ein?
(Der PQL-Moment)
Ein zentrales Element im Hybrid-GTM: das Timing.
Sales muss nicht immer vorne stehen. Aber wenn du wartest, bis ein Nutzer selbst auf den Upgrade-Button klickt, ist es oft zu spät.
Die besten SaaS-Firmen schalten Vertrieb dann ein, wenn…
- Mehr als 3 Nutzer eines Accounts aktiv sind
- Key Features regelmäßig genutzt werden
- Eine Integration gestartet wurde
- Der Nutzer in einer Buying-Rolle ist (z. B. @company.com ≠ @gmail.com)
- Das Usage-Signal auf „bereit für Value Conversation“ zeigt
Diese Trigger kannst du definieren. Messen. Automatisieren. Und in Sales-Systeme wie Salesforce, HubSpot oder Outreach überführen.
Best Practices: So machst du Hybrid-GTM erfolgreich
- Klare Segmentierung: Welcher Kundentyp wird Product-Led behandelt, welcher vertrieblich?
- Buyer's Journey Map: Wo ist Self-Service sinnvoll, wo braucht es Menschen?
- PQL-Definition & Scoring: Was ist ein signalstarker Lead?
- Toolchain: Produktsignale + CRM + Automatisierung
- Feedback-Loops: CS ↔ Sales ↔ Product
Besonders wichtig: Sales muss PQLs verstehen – und die Sprache des Produkts sprechen. Ein SDR, der ohne Kontext einen Nutzer anruft, verbrennt Vertrauen.
Häufige Fehler bei Hybrid-Modellen
- Kein klares Ownership: Wer „besitzt“ den Lead – Marketing, Sales oder Product?
- Zu früh auf Sales gesetzt: Freemium nicht ausgereift, Onboarding unklar
- Sales wird reaktiv, nicht strategisch eingesetzt
- Fehlende Attribution: Welche GTM-Komponente hat welchen Umsatz erzeugt?
Tipp: Führ eigene Revenue-Tags ein. So siehst du, wo dein Wachstum wirklich herkommt.
Beispiel: So funktioniert ein hybrider Sales Funnel
- Besucher entdeckt Produkt → Onboarding beginnt
- Usage-Signale → Trigger für PQL-Alert
- SDR startet Outreach + Discovery
- AE übernimmt bei Sales-fit (ACV, Budget, Rolle)
- Deal wird abgeschlossen → CSM übernimmt Onboarding
- Expansion durch Account Insights & Feature-Nutzung → Upsell-Prozess
Dieser Funnel ist iterativ. Kunden können durch Product Usage reaktiviviert werden, durch In-App Prompts angesprochen oder durch Sales Expansion angegangen werden.
Fazit: Die Zukunft ist hybrid – und das ist gut so
Wenn du Product-Led gegen Sales-Led ausspielst, verpasst du das Beste beider Welten.
- Product-Led bringt Geschwindigkeit, Reichweite, Low-Touch-Scale.
- Sales-Led-Growth bringt Tiefe, Beziehungen, strategische Abschlüsse.
Im hybriden Modell skalierst du beides – intelligent, datengetrieben und gezielt. Wer das beherrscht, hat keinen Funnel mehr. Sondern eine Go-to-Market-Maschine.

Kapitel 5: Die Go-to-Market-Wahl ist kein Hype-Spiel, sondern Strategie
Es ist Zeit, Klartext zu sprechen.
In den letzten vier Kapiteln haben wir uns intensiv mit den Unterschieden, Vorteilen und Grenzen von Product-Led Sales und Sales Led Growth beschäftigt. Wir haben die Mechanismen analysiert, Erfolgsmodelle verglichen, echte SaaS-Cases durchleuchtet und Frameworks vorgestellt, mit denen du deine eigene Go-to-Market-Strategie strukturieren kannst.
Was jetzt noch fehlt, ist das Unvermeidliche:
Ein Urteil. Und ein Fahrplan.
Denn was bringt dir all das Wissen, wenn du nicht in der Lage bist, eine Entscheidung zu treffen, die zu deinem Modell, deinem Team und deinem Markt passt?
Genau hier liefert dieses letzte Kapitel die Orientierung, die du brauchst – ohne Buzzwords, ohne LinkedIn-Floskeln, sondern mit Fokus auf das, was zählt: nachhaltig skalierbarer Umsatz in einem SaaS-Umfeld, das komplexer und wettbewerbsintensiver ist als je zuvor.
Die zentralen Learnings in einem Satz
Wachstum im SaaS entsteht dann, wenn dein Go-to-Market-Modell zu deinem Produkt, deinem Käufer und deiner Deal-Struktur passt – nicht dann, wenn du das neueste Playbook nachbaust.
Du kannst das beste Produkt der Welt haben – ohne Sales bleibt es ein Feature.
Du kannst das beste Sales-Team der Welt haben – ohne Product-Momentum verkaufst du Überzeugung, keine Wirkung.
Sales led growth ist das Rückgrat. Product-Led Sales ist der Katalysator.
Product-Led Sales – Ja, aber nicht als Ersatz
Product-Led Sales ist mächtig. Aber es ist keine Abkürzung. Es funktioniert dann, wenn:
- dein Produkt in der Lage ist, echten Nutzen zu demonstrieren
- du genug Traffic hast, um PQLs zu identifizieren
- deine Zielgruppe offen für Self-Service ist
Aber wenn du damit versuchst, echte Buying-Center, strategische Entscheider oder Enterprise-Kunden zu knacken – wirst du scheitern.
Denn die letzte Meile entscheidet. Und dort gewinnt nicht der Onboarding-Tooltip – sondern die Fähigkeit deines Vertriebsteams, Vertrauen aufzubauen und Klarheit zu liefern.
Sales-Led Growth – verlässlich, planbar, unterschätzt
Viele Startups sind so besessen von Effizienz, dass sie den wichtigsten Hebel ignorieren: Die Fähigkeit, Revenue systematisch aufzubauen.
Genau das leistet sales led growth:
- Vorhersagbarkeit (Forecasts, Funnel-Conversion, Ramp-Zeiten)
- Kontrolle (über Käufer, Timing, Pricing)
- Erweiterbarkeit (durch CS, Account Expansion, Multiyear Deals)
Wenn du ein SaaS-Modell mit einem ACV > 10.000 €, einem mehrstufigen Entscheidungsprozess und komplexen Einwänden führst, führt kein Weg an einer durchdachten, professionell aufgebauten Vertriebsorganisation vorbei.
Nicht in 2023, nicht 2025 und wahrscheinlich auch nicht 2030.
Die Gefahr der falschen Wahl
Go-to-Market ist wie Fundamentguss. Du kannst ihn nicht später einfach „fixen“, wenn du merkst, dass dein Wachstum stagniert. Zu viele Unternehmen merken erst zu spät, dass ihr PLG-Playbook zwar User bringt – aber keinen Umsatz.
Typische Symptome einer Fehlentscheidung:
- Tausende Signups, aber stagnierender ARR
- Produkt-Nutzung, aber keine Payment-Conversions
- Churn von High-Value-PQLs, weil sie nie kontaktiert wurden
- Überforderter Vertrieb, weil er aus der PLG-Masse keine echten Deals bauen kann
Hier braucht es eine strategische Kurskorrektur – nicht ein neues CRM, ein weiteres Onboarding-Video oder den nächsten Sales-Enablement-Workshop.
Es braucht ein echtes Modell. Und oft: Ein klares Bekenntnis zu sales led growth.
Was erfolgreiche SaaS-CEOs und Revenue-Leads anders machen
- Sie denken Go-to-Market von hinten: Wer bezahlt wie viel – und wie bringe ich ihn dorthin?
- Sie analysieren objektiv: Dealgröße, Zielgruppe, Entscheidungsprozess
- Sie führen Hybrid-Modelle datenbasiert ein – nicht weil’s hip klingt
- Sie bauen Sales frühzeitig – nicht als „Fix“, sondern als Wachstumstreiber
- Sie investieren in Enablement, Coaching und Systematik – weil Vertrieb kein Handwerk ist, sondern ein skalierbares System
Handlungsempfehlungen – dein GTM-Fahrplan
Schritt 1: Segmentiere deine Zielkunden
- Wer sind deine Kunden? (Persona, Rolle, Kaufverhalten)
- Welche Erwartungen haben sie an die Buyer Journey?
Schritt 2: Analysiere deinen ACV & LTV
- Wie viel darf dich ein Kunde kosten?
- Welche Rolle spielt Expansion in deinem Modell?
Schritt 3: Entscheide datenbasiert, nicht dogmatisch
- PLG? Nur wenn Produkt-Nutzen sich ohne Hilfe erschließt
- Sales-Led? Immer dann, wenn du komplexe Deals abschließt
- Hybrid? Fast immer – aber bitte durchdacht
Schritt 4: Baue Sales früh – aber richtig
- Klare Playbooks
- Weniger Bauchgefühl, mehr Methodik (MEDDIC, BANT, Challenger, SPICED etc.)
- Enablement für Growth, nicht nur Training
Schritt 5: Miss, was zählt
- Revenue Attribution: Woher kommt dein Umsatz wirklich?
- Conversion-Tracking entlang der gesamten Journey
- Lifetime Value und Expansion vs. initiale Conversion
Børges Take: Warum Sales -Led-Growth bleibt
Ich habe mit über 100 SaaS-Firmen gearbeitet. Und ich habe ein Muster gesehen, das sich immer wiederholt:
- Die Teams, die GTM als Wachstumswissenschaft behandeln, gewinnen.
- Die Teams, die sich in Buzzwords verlieren, bleiben stecken.
Sales led growth ist kein Trend. Es ist das, was dich trägt, wenn PLG-Effekte abebben, wenn Wettbewerber aufholen, wenn du in regulierte Märkte expandierst oder wenn du echtes strategisches Buying adressierst.
Es ist nicht das coolste Modell. Aber es ist das mit dem höchsten ROI.
Und deshalb ist es – bis auf Weiteres – das Rückgrat des B2B-SaaS-Geschäfts.
Dein nächster Schritt: Klarheit & Umsetzung
Du willst wissen, was für dein Modell funktioniert?
- Mache ein GTM-Audit: Welche Signale zeigen sich?
- Führe PQL-Screening ein: Welche Nutzer sind wirklich kaufbereit?
- Evaluiere deine Vertriebseffizienz: Wie gut konvertieren deine Sales-Mitarbeiter?
- Mache Sales zum Growth-Faktor – nicht zur reaktiven Endstation
Wenn du willst, helfen wir dir dabei. Singularity Sales bietet genau dafür die Modelle, Tools und Sparring-Partner, die du brauchst, um Sales und Product sinnvoll zu verbinden.
Abschließendes Fazit:
Go-to-Market ist Strategie. Nicht Bauchgefühl. Nicht Copy/Paste.
Und Sales-Led-Growth ist in 9 von 10 Fällen nicht optional – sondern zwingend erforderlich.
Wenn du skalieren willst, planbar wachsen willst, Investoren überzeugen willst – brauchst du ein Modell, das dir Forecast, Conversion und Expansion liefert. Und genau das kann Sales. Nicht alleine – aber als systematischer, integrierter Teil eines Hybrid-Modells. Es ist Zeit, GTM endlich ernst zu nehmen.

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